UNTERNEHMENS-KULTUR
1 | EINLEITUNG
Seit Jahrzehnten herrscht branchenübergreifend ein grosser Fachkräftemangel. Im Kampf um die Talente spielt die Unternehmenskultur eine immer grössere Rolle (insbesondere für jüngere Generationen).
Die Unternehmenskultur ist ein wichtiger Faktor, um Fachkräfte zu gewinnen und zu halten. Dabei können schon einfache Massnahmen zum Ziel führen. Wichtig scheint uns, dass sich jedes Unternehmen mit seiner Kultur befasst und diese entlang der nachfolgenden Punkte definiert. Die Aufzählung ist nicht abschliessend zu verstehen, sondern umfasst lediglich die Grundpfeiler einer Definition, die aus Sicht der Arbeitnehmenden und Arbeitgebenden als zentral erachtet wurden:
1. Vision/Mission/Leitbild definieren
2. Sinnhaftigkeit vermitteln
3. Werte und Normen definieren
Jedes Unternehmen, unabhängig von seiner Grösse, kann dies mithilfe verschiedener Massnahmen angehen.
2 | ZIELE
Ziel einer klar definierten Unternehmenskultur
- Die Identifikation bestehender und neuer Mitarbeitenden mit dem Unternehmen wird gestärkt.
- Die Motivation der Mitarbeitenden wird gesteigert.
- Ein positives Image hilft, neue Fachkräfte zu gewinnen.
- Gegen aussen: einheitliches Auftreten, um die Marke zu schärfen. Stichwort «Employer Branding».
- Sicherheit bei Entscheidungen geben.
- Kommunikations- und Motivationsinstrument.
- Einzigartigkeit schaffen.
- Hilfe, sich in Krisen zu positionieren.
3 | BESCHREIBUNG
- Pausen und Verpflegung
- Geeignete Kleidung
- Digitale Tools
- Arbeitsumgebung und Arbeitsplatzgestaltung
- Zeitliche Flexibilität
3.1 VISION/MISSION/LEITBILD
BALKEN
MASSNAHMEN
Die Vision ist ein Spiegel der Unternehmenskultur, sie ist das Leitbild eines Unternehmens.
Die Vision beschreibt:
- Langfristiges Zukunftsbild
- Frage: Wohin will das Unternehmen (in 10 bis 20 Jahren)?
Die Mission beschreibt:
- Auftrag des Unternehmens
- Frage: Was ist die Daseinsberechtigung des Unternehmens?
Anforderungen an die Formulierung der Vision/Mission:
• Ambitioniert
• Realistisch, direkter Realitätsbezug
• Umfassend, konkret und möglichst detailliert (damit vorstellbar)
• Glaubwürdig
• Strategisch
• Motivierend
• Verbindlich
• Für jeden klar und verständlich
Zudem:
• Eine gemeinsam entwickelte Vision/Mission schafft höhere Akzeptanz
• Die Vision/Mission sollte im Alltag integriert und auch gelebt werden. Es macht Sinn, sie in die Jahreszielsetzung der Mitarbeitenden einfliessen zu lassen.
SO GELINGT ES
Mit einem Leitbild, einer Vision und Mission soll sichergestellt werden, dass alle Mitarbeitenden eines Unternehmens am gleichen Strang ziehen und motiviert sind, gemeinsam ein Ziel zu erreichen. Daher sind die Mitarbeitenden bei der Definition unbedingt miteinzubeziehen.
Vision definieren:
Ein Vision Statement beschreibt, was ein Unternehmen in der Zukunft erreichen will. Am Anfang stehen die Fragen:
• Was ist die Strategie des Unternehmens?
• Wie sehen seine Werte aus, die die Unternehmenskultur prägen?
Mission definieren:
Die Mission beschreibt die Daseinsberechtigung eines Unternehmens in der Gegenwart.
Für eine Mission sollte man sich fragen:
• Was macht das Unternehmen zum gegenwärtigen Zeitpunkt?
• Welchen Zweck oder welchen Auftrag erfüllt das Unternehmen?
Leitbild definieren:
Ein Leitbild ist eine schriftliche Erklärung eines Unternehmens über sein Selbstverständnis zu Vision, Mission, Unternehmenszweck und Werten. Es beinhaltet die bereits definierte Vision und Mission, ergänzt um die Werte, für die ein Unternehmen einsteht.
HERAUSFORDERUNG
- Die Erstellung ist anspruchsvoll und zeitintensiv.
- Gemeinsame Definition einer Vision formulieren.
- Vision leben.
- Eine Vision muss man pflegen und gelegentlich anpassen. Dafür braucht es einen Prozess.
NUTZEN
- Sinnhaftigkeit des Handelns wird vermittelt.
- Veränderungen werden besser mitgetragen.
- Förderung des Zugehörigkeitsgefühls.
- Jeder zieht am selben Strang.
- Niedrigere Fluktuation.
- Höheres Engagement, wirkt motivierend.
- Höhere Akzeptanz von Entscheidungen, wenn sich diese an gemeinsamer Vision orientieren.
3.2 VERMITTELN VON SINNHAFTIGKEIT
BALKEN
MASSNAHMEN
- Sinnhaftigkeit definiert sich an der Frage, warum es das Unternehmen braucht. Damit kann den Mitarbeitenden aufgezeigt werden, welche Aussenwirkung ihre Arbeitstätigkeit hat (bspw. auf die Umwelt, auf ihre Mitmenschen, auf ein Produkt).
- Sinnhaftigkeit bedeutet Identifikation mit dem Produkt/Dienstleistung und dem
Unternehmen, für das man tätig ist. - Sinnvolle Arbeit fördert die Motivation.
- Sinnhaftigkeit muss nicht für alle Mitarbeitende die gleiche Bedeutung haben. Sie kann auch in der Identifikation mit dem Unternehmen bestehen.
- Zusammen nach dem gleichen Ziel streben, gibt der Arbeit einen Sinn, der auch in der dadurch entstehenden Zusammengehörigkeit liegen kann.
SO GELINGT ES
- Einbezug der Mitarbeitenden im Sinne eines Updates bspw. zu Produktentwicklungen, Dienstleistungen, etc.
- Rückmeldungen von Kunden an die Mitarbeitenden weiterleiten.
- Das Einbringen von Ideen soll im Unternehmen gefördert werden.
HERAUSFORDERUNG
- Die Sinnhaftigkeit gegen innen und aussen sichtbar machen.
- Dauerhaftes, dynamisches Thema, kein «one-shot».
NUTZEN
- Zufriedenheit und Effizienz steigern
- Langfristige Bindung der Mitarbeitenden → weniger Fluktuation, dadurch Kostenersparnis
- Fördert die Bereitschaft der Mitarbeitenden die «extra Meile» zu gehen
- Schafft ein Zugehörigkeitsgefühl
WEITERFÜHRENDE LINKS
3.3 VERTRAUENSARBEITSZEIT BZW. VERZICHT AUF ARBEITSZEITERFASSUNG («VAZE»)
BALKEN
MASSNAHME
- Mit dem Erlass der Verordnungsbestimmung zum Arbeitsgesetz (Art. 73a ArGV1 und Art. 46 ArG) im Jahre 2016 wurde der Forderung nach mehr Flexibilität bei der Erfassung der Arbeitszeiten entsprochen. Dabei wurden zwei Vereinfachungen eingeführt: einerseits die vereinfachte Arbeitszeiterfassung und andererseits der Verzicht auf Arbeitszeiterfassung (VAZE).
- Ein Verzicht auf Arbeitszeiterfassung ist Teil einer modernen Unternehmenskultur, wobei rechtliche Rahmenbedingungen und gegenseitiges Vertrauen vorausgesetzt sind.
- Diese Massnahme kann unabhängig von der Unternehmensgrösse umgesetzt werden.
- VAZE ist a) bereits in einem GAV vorgesehen oder b) GAV-Verhandlungen auf Stufe Betrieb oder Branche mit den Gewerkschaften, wobei die Mehrheit der repräsentativen Arbeitnehmerorganisationen zustimmen muss.
- Für Arbeitnehmende mit Verdienst über CHF 120‘000 (inkl. Bonus).
- Für Arbeitnehmende mit grosser Autonomie, welche ihre Arbeitszeiten mehrheitlich selber festsetzen können.
- Individuelle Verzichtserklärung des Arbeitnehmenden (nachfolgende Musterverein-barung basiert auf GAV MEM).
SO GELINGT ES
Wenn Sie über einen GAV verfügen, welcher die Möglichkeit der VAZE vorsieht oder wenn Sie die Möglichkeit von VAZE einführen wollen, beachten Sie die nachfolgende Checkliste:
1. Verfügt die/der auf die Arbeitszeiterfassung verzichtende Arbeitnehmende bei der Planung ihrer/seiner Arbeit und bei der Festsetzung der Arbeitszeit über eine grosse Autonomie (mindestens zu 50 %) und verfügt sie/er kumulativ über ein Bruttojahreseinkommen von mehr als CHF 120‘000?
Ja □ Nein □
2. Wurde mit den Arbeitnehmenden jeweils eine individuelle Verzichtserklärung getroffen?
Ja □ Nein □
3. Wurden den Arbeitnehmenden beim Abschluss der Verzichtserklärung und die relevanten Bestimmungen zum Arbeitsgesetz zugänglich gemacht, z.B. das Arbeitsgesetz, das SECO-Merkblatt: Die wichtigsten Arbeits- und Ruhebestimmungen in Kürze
Ja □ Nein □
4. Wurde vom Arbeitgeber eine interne oder externe Anlauf- und Beratungsstelle für Fragen zu den Arbeitszeiten und zu psychosozialen Risiken bezeichnet?
Ja □ Nein □
5. Wurden vom Arbeitgeber weitere Gesundheitsschutzmassnahmen getroffen (z.B. Beratung durch einen Arbeitsarzt, zur Verfügung stellen von Pausenräumen, Gelegenheit für Pausenbezug gewähren, Sensibilisierung und Schulung der Vorgesetzten und der Arbeitnehmenden zum Thema Gesundheitsschutz oder Absenzund Case-Management)?
Ja □ Nein □
6. Wird ein jährliches Mitarbeitergespräch zu den Folgen des VAZE, zu Mehrarbeit, zur Arbeitsbelastung und zum Zeitdruck geführt und wird dieses standardisiert dokumentiert?
Ja □ Nein □
8. Werden zuhanden der staatlichen Vollzugs- und Aufsichtsorgane folgende Dokumente bereitgehalten: GAV mit entsprechender Regelung zum VAZE, individuelle Verzichtsvereinbarung und ein Verzeichnis der Arbeitnehmenden mit VAZE?
Ja □ Nein □
Bitte beachten Sie:
Trotz VAZE sind Absenzen wie Ferien, Krankheiten, Militär und Unfall zu erfassen.
HERAUSFORDERUNG
- Nicht für alle Firmen umsetzbar, da GAV Regelung Voraussetzung
- Nicht für alle Mitarbeitenden (vgl. Voraussetzungen)
NUTZEN
- Förderung einer modernen Arbeitskultur – weg vom Stempeluhrklischee
- Aufgabe und Leistung stehen im Vordergrund und nicht die Zeit
- Fördert Selbstverantwortung und Effizienz jedes Einzelnen
- Abbau Bürokratie
- Hilfsmittel für Flexibilisierung
- Vertrauen schaffen
- Zeitgemäss Arbeitskultur