DIGITALISIERUNG
1 | EINLEITUNG
Digitalisierung ist in aller Munde und doch verstehen viele etwas anderes darunter. Alle haben aber das gleiche Ziel: mit der Digitalisierung die eigene oder die Effizienz des Kunden zu steigern und neuen Kundennutzen zu generieren. Ermöglicht wird dies durch digitale Technologien und eine zunehmende digitale Vernetzung von Menschen, Produkten, Maschinen, Systemen und Unternehmen.
Die konkrete Ausgestaltung der Digitalisierung auf Unternehmensebene ist insbesondere in der Industrie eine Individuelle. Das bedeutet, dass trotz des vielen technologisch Machbaren, ein Unternehmen evaluieren muss, wo eine Investition wirtschaftlich sinnvoll ist.
Digitalisierung ist nicht nur ein Effizienztreiber, sondern auch ein Innovationstreiber. Daraus ergeben sich die drei wesentlichen Handlungsfelder:
1) Digitalisierung der Kern- und Supportprozesse (z.B. Produktionsprozesse, Verkaufsprozesse usw.) und
2) Digitalisierung des externen Angebotes (Digitale Services, datenbasierte Geschäftsmodelle). Als weiteres Handlungsfeld kann man die
3) Schnittstelle zum Kunden (Customer Journey, Customer Experience) unterscheiden.
Die Umsetzung ist abhängig von der Maturität der Firma. Grob kann man einen BOTTOM-UP Ansatz (geringe Maturität und aus operativen Bedürfnissen getrieben) und einen TOP-DOWN Ansatz (strategisch getrieben) unterscheiden. Denkbar sind bei Firmen mit höherer Maturität auch beide Ansätze gleichzeitig.
2 | ZIELE
Handlungsfeld 1
Optimierte Entscheidungsgrundlagen, Management finanzieller Risiken, Reduktion von Kosten, Verbesserung Time-to-market, Kundenzentrierte Entwicklung, Sicherung Prozessqualität, Reduktion Ausfallzeit, Verkürzung von Inbetriebnahmezeiten, Flexibilitätssteigerung, Qualitätssteigerung, Prozesseffizienz, Steigerung der Abschlussquote i m Verkauf.
Handlungsfeld 2
Umsatzsteigerung, Vertiefte Information über Anbieter/ Kunden, Differenzierung, Kapitalisierung der eigenen Produktqualität, Aufbau enger Partnerschaften mit Kunden, Stabilisierung der Erträge, Erschliessung neuer Kunden, Sammlung und Analyse von Produktdaten, Verbessertes Benutzererlebnis, Qualitätssicherung, Erschliessung von Wachstumsmärkten, Diversifikation der Umsatzbasis, Diversifikation von Risiken, Steigerung der Marge, Umsatzsteige rung mit bestehenden Kunden, Zugriff auf Daten.
Handlungsfeld 3
Erhöhung Kundenbindung, Verbesserung Kundenerlebnis, Identifikation Kundenbedürfnisse, Neue Märkte und Kunden, Steigerung Verkaufszahlen, Realisierung Anschlussgeschäft, Erstellung von Nachfrageprognosen, Erhöhung Verkaufschancen, Steigerung Bekanntheitsgrad, Erhöhung Reichweite.
3 | UMSETZUNGS-MASSNAHMEN
- Pausen und Verpflegung
- Geeignete Kleidung
- Digitale Tools
- Arbeitsumgebung und Arbeitsplatzgestaltung
- Zeitliche Flexibilität
3.1. BOTTOM-UP ANSATZ (GERINGE MATURITÄT)
BALKEN
UMSETZUNGSANSATZ
Umsetzungsansatz BOTTOM-UP bei geringer Maturität (oder Projekte ausserhalb von strategischen Stossrichtungen)
Der Fortschritt digitaler Technologien nimmt ständig zu. Einhergehend ergibt sich eine unzählige Anzahl an Anwendungsfällen mit Einsatz solcher Technologien; einzeln oder in Kombination.
Das macht es für Firmen mit geringer Maturität doppelt schwierig. Einerseits müssen sie die neuen Technologien kennenlernen und andererseits nutzenbringende Anwendungsfälle identifizieren.
Ein bewährter Ansatz ist das BOTTOM-UP Prinzip, um Anwendungsfälle zu identifizieren. Dabei werden operative Bedürfnisse und Herausforderungen in den Vordergrund gestellt. Damit das Thema «Digitalisierung» bei den Mitarbeitenden auf gute Resonanz stösst, wählt man kurz bis mittelfristige kleinere Projekte aus, die rasch zu positiven Ergebnissen führen.
Technologien (sowie inspirierende Anwendungsfälle) lernt man am besten über Veranstaltungen, Praxiszirkel, Smart Factory Labs oder Experience Center kennen. Ein Austausch mit anderen Industrievertretern und Besichtigungen von Produktionsstätten geben wertvolle Einblicke in die Praxis.
SO GELINGT ES
- Neugierde und Offenheit.
- Kleine, schnell umsetzbare Projekte.
- Kopieren Sie bewährte Anwendungsfälle.
- Suche von geeigneten Umsetzungspartnern, die die gleiche Sprache sprechen.
- Projekte müssen unmittelbaren Nutzen bringen.
- Lernen durch praktische Umsetzungen.
- Erweiterung des Wissensstandes über Veranstaltungen, Seminare.
HERAUSFORDERUNG
- Die Abschätzung der Kosten für bestimmte Anwendungsfällen ist für den Laien oft schwierig. Einerseits schätzt man in Unwissenheit über die fortgeschrittene Technologie, den Aufwand als zu gross ein. Andererseits kann das Projektausmass aufgrund fehlender Erfahrungswerte auch stark unterschätzt werden.
- Oft wird noch in «grossen» Projekten gedacht, welche eine entsprechend aufwändige Planung und Wirtschaftlichkeitsrechnung für ein Freigabe bedingen. Digitalisierungsprojekte eignen sich aber sehr gut, um schnell Prototypen zu bauen und iterativ zu verbessern.
- Der grosse Hebel der Digitalisierung liegt in der Datendurchgängigkeit. In der Regel ist das durch viele Einzellösungen nicht gegeben.
NUTZEN des BOTTOM-UP Ansatzes
- Schnelle oder steile Lernkurve
- Rasche Ergebnisse
- Geringeres Risiko durch kleine Projekte
- Ermöglicht notwendige Experimentierphase
Beispiele:
industrie2025.ch (Die Digitalisierung strukturieren und zeitlich etappieren)
industrie2025.ch («Oertli goes digital» oder wie man ein Mammut isst)
industrie2025.ch («Es war ein sehr offener und authentischer Austausch»)
industrie2025.ch (Industrie 4.0 in der Praxis)
quickstarter.ch (Industrie 4.0 in der Praxis)
industrie2025.ch (Workshop «QuickCheck»)
3.2. PHASE 2: DIGITALSTRATEGIE (HOHE MATURITÄT)
BALKEN
UMSETZUNGSANSATZ
TOP-DOWN bei höherer Maturität
Mit der steigenden Anzahl Projekte besteht das Risiko, dass das digitale Projektportfolio nicht an der Gesamtstrategie ausgerichtet ist, Projekte nicht bereichsübergreifend abgestimmt sind und Unternehmen sich mit einer grossen Anzahl Projekten in der Digitalisierung verzetteln.
Eine Digitalstrategie (TOP-DOWN Ansatz) kann helfen den Fokus auf strategisch relevante Digitalisierungsprojekte zu richten und der Umsetzung neuen Schub zu verleihen. Klare Ziele und eine Vision motivieren zudem Kader und Mitarbeitende und beschleunigen so die digitale Transformation.
SO GELINGT ES
- Committment des Managements.
- Belegschaft möglichst breit in den Prozess einbauen/abholen.
- Maximal 3 bis 5 digitale Stossrichtungen definieren.
- Umsetzung streng kontrollieren.
- Digitalstrategie einmal jährlich überprüfen.
HERAUSFORDERUNG
Unternehmensbereiche können sich benachteiligt fühlen, wenn diese in der Digitalstrategie nicht vorkommen.
NUTZEN EINER DIGITALSTRATEGIE
Effektivität («doing the right things»): Eine Digitalstrategie zwingt Industriefirmen zur Entwicklung eines geeigneten übergreifenden Zielbildes (abgestimmt auf die Unternehmensstrategie) und fokussiert alle Aktivitäten rund um die Digitalisierung.
Effizienz («doing things right»): Besteht ein solches Zielbild, sorgt dieses für Effizienz in Entscheidungsprozessen. Zeitraubende Diskussionen im Management werden vermieden.
Priorisierung: Eine Digitalstrategie erlaubt eine Priorisierung der bestehenden, geplanten und zukünftigen Vorhaben.
Motivation: Ein geeignetes digitales Zielbild wirkt motivierend und sinnstiftend für Mitarbeitende, Kunden und Eigentümer.
Handlungsleitend: Digitalstrategien wirken handlungsleitend für Führungskräfte und Mitarbeitende und geben ihnen Orientierung, was mit der Digitalisierung erreicht werden soll.
Kommunikation: Eine Digitalstrategie erlaubt eine schlüssige und konsistente Kommunikation der avisierten Digitalisierungsziele gegenüber wichtigen Anspruchsgruppen wie Kunden, Mitarbeitenden, Führungskräften, Investoren und Lieferanten.
Controlling: Erst klar definierte Digitalisierungsziele und daraus abgeleitete KPIs erlauben die Kontrolle, inwieweit ein Unternehmen in der Digitalisierung erfolgreich ist oder nicht.
industrie2025.ch Whitepaper «Navigator Digitalstrategie»
youtube.com (7. Industrieforum 2025 (6) – Webcast vom 12. Mai 2020)